Künstliche Intelligenz macht Schule

Künstliche Intelligenz wird das Lehren und Lernen grundlegend verändern. Was tun, wenn ChatGPT die Schularbeit schreibt? Die „SW“ hat bei Prof. Karin Kilian, ihres Zeichens EDV-Beauftragte an der Tourismusschule Klessheim, nachgefragt.

Karin Kilian, Professorin an der Tourismusschule Klessheim.

Foto: privat

Kein Thema wird in den Konferenzräumen derzeit so intensiv diskutiert wie die „Künstliche Intelligenz (KI)“. Die Schulleitungen müssen sich überlegen, wie sie im Unterricht mit dem frei zugänglichen Textroboter ChatGPT umgehen. Wie handhabt das die Tourismusschule Klessheim?

Das ist abhängig vom jeweiligen Unterrichtsfach. Generell gesehen kann man mehrere Zugänge unterscheiden: Zum einen geht es um das Einbinden der KI in den Unterricht für Recherche und Abgleich der Ergebnisse mit anderen Quellen sowie um die richtige Anwendung der Prompt-Erstellung. Zum anderen geht es um die kritische Einschätzung der Ergebnisse wie z. B. im BWL-Unterricht. Im Deutschunterricht wird über Vor- und Nachteile der KI diskutiert sowie über Möglichkeiten und Gefahren, die durch den Einsatz von KI entstehen. Und nicht zuletzt schaffen wir eine sichere Prüfungsumgebung, in der die Leistung nicht mit ChatGPT vorgetäuscht werden kann. Das ist derzeit eines unserer aktuellsten Projekte in Klessheim, da darauf zugeschnittene Lösungen in Zusammenhang mit BYOD-Lösungen (BYOD = Bring your own device) derzeit am Markt noch rar sind. Wir haben drei Systeme im Test und werden uns im nächsten Schuljahr für ein oder zwei Systeme entscheiden. Wichtig ist generell die Entwicklung von Medienkompetenz.

Haben Lehrpersonen eine Möglichkeit, den Gebrauch von KI-generierten Texten zu überprüfen?

Wir empfehlen derzeit unseren Lehrkräften, Texte, die KI-generiert wirken, mit zwei unterschiedlichen KI-Detektoren zu überprüfen. In Kombination mit der Einschätzung der Lehrerperson, die das Niveau der eigenen Schüler:innen kennt, lässt sich recht gut beurteilen, ob es ein KI-generierter Text oder ein Text der Schüler:innen ist.

Was sollten die Schüler:innen im Umgang mit ChatGPT beachten?

ChatGPT ist ein tolles Werkzeug zur Lernunterstützung. Es ist allerdings nicht zu 100 Prozent verlässlich, das bedeutet, dass man beurteilen muss, ob der gelieferte Text richtig ist oder Fehler beinhaltet. In der Schule macht es keinen Sinn, das Lernen von Basisfertigkeiten (Texte verfassen, auch oder besonders in einer Fremdsprache) an ChatGPT auszulagern. Diese Kompetenzen sind nach wie vor eigenständig zu erlernen. Ich kann mir als Schüler:in aber beispielsweise zum Wiederholen einer Thematik Fragen erstellen lassen. Ich kann mir einen selbst verfassten Text verbessern und Feedback dazu geben lassen. Es gibt viele Möglichkeiten, wie mich ChatGPT beim Lernen dieser Kompetenzen unterstützen kann.

Verwenden Lehrer:innen selbst die KI zur Vorbereitung ihres Unterrichts?

Ja, wir hatten auch schon Schulungen zu diesem Thema. ChatGPT kann mir Ideen liefern, es kann mir interessante und zeitaufwändige Vorbereitungen abnehmen, damit ich meinen Unterricht abwechslungsreich gestalten kann. Ich kann mir etwa Rollenkarten erstellen lassen für eine Diskussion von Vertreter:innen unterschiedlicher volkswirtschaftlicher Denkrichtungen, welche die Schüler:innen anschließend bei einer Pro-/Contra-Diskussion verwenden müssen. Es kann mir bei der Erstellung eines Escape-Rooms helfen, der zur Wiederholung des Stoffs eines ganzen Kapitels dient. Der nächste Schritt wird sicher die Hilfe bei der Korrektur sein. Damit erhält jeder Lernende zeitnahes Feedback zu seiner Arbeit, was hinsichtlich der Lernmotivation wichtig ist.

Wie wird sich in den kommenden Jahren die Art des Lehrens und Lernens verändern?

Meiner Meinung nach ist ChatGPT eine Art Brandbeschleuniger. Änderungen, die im Bildungswesen schon lange überfällig sind, werden nun noch dringlicher. Bildung, die nur auf das Lernen und Prüfen von Fakten zielt, ist bereits jetzt nicht mehr zielführend. Die Bildung muss Neugierde wecken und die Lernenden dazu befähigen, sich selbstständig Inhalte zu erarbeiten und diese auch anzuwenden. Dazu braucht es Lehrer:innen, die selbst permanent dazulernen, neugierig auf Neues zugehen und Offenheit vorleben. Es braucht auch Fehlerfreundlichkeit in der Schule und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Neue Wege sehe ich vor allem in offeneren Lernformen, in welchen Digitalisierung unterstützt, aber nicht Selbstzweck ist. In welcher Digitalisierung und KI die zeitraubenden Tätigkeiten der Korrektur und Einschätzung des aktuellen Schülerwissens übernimmt und den Lehrer:innen mehr Zeit zur Verfügung stellt, um direkt am Lernenden zu arbeiten und individualisiert auf die Schüler:innen einzugehen. Die Rolle der Lehrperson wird sich verändern. Sie wird in Zukunft eher die eines Coaches bzw. eines Lernbegleiters sein.

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